Wenn Du die Industriekultur im finnischen Seengebiet kennenlernen willst, ist Tampere das optimale Reiseziel für dich. 1779 rund um die Tammerkoski-Stromschnellen gegründet, entwickelte sich das “Manchester des Nordens” schnell zum industriellen Zentrum des Landes. Sinnbildlich dafür stehen heute noch die historischen roten Backsteingebäude, die gemeinsam mit den Stromschnellen eine finnische Nationallandschaft darstellen. Erfahre, wo du die Industriekultur in Tampere hautnah erleben kannst und welche weiteren Destinationen im finnischen Seengebiet einen Abstecher wert sind.
1. Das Finlayson-Gelände und Tallipiha
Eine Art “Stadt in der Stadt” in Tampere ist das Finlayson-Gelände. 1820 vom Schotten James Finlayson gegründet, entwickelte sich die Baumwollfabrik Finlayson zu einem der wichtigsten Industrieunternehmen in den nordischen Ländern. Das ist mittlerweile Vergangenheit. Heute wird das Areal auf vielfältige Weise genutzt. Neben Büros findest du hier Geschäfte, Cafés, Restaurants und ein Kino. Das finnische Arbeitermuseum Werstas lädt dich bei freiem Eintritt dazu ein, mehr über die Geschichte der Arbeiterklasse zu erfahren.
Im Finlayson-Palast, einst Wohnsitz der Industriellen, kannst du dich heute kulinarisch verwöhnen lassen. Auf keinen Fall verpassen solltest du Tallipiha. Diese im 19. Jahrhundert erbauten ehemaligen Stallungen für Pferde beherbergen jetzt kleine Läden mit Kunsthandwerk und ein Café. Tallipiha ist ohne Frage eines der idyllischsten Fleckchen in ganz Tampere und ein Sinnbild für die Wandlungsfähigkeit der Stadt.
2. Das Tampella-Areal mit dem Museumszentrum Vapriikki
Die ehemalige Tampella-Fabrik ist ein weiteres Musterbeispiel für die Industriekultur in Tampere. 1844 ging es hier mit einem kleinen Hochofen los. Später verschmolzen Maschinen- und Leinenfabrik zu einem Unternehmen, das unter dem Namen Tampella unter anderem Turbinen, Schiffe und Lokomotiven, aber auch Leinenprodukte produzierte.
Heute lädt dich das Tampella-Gelände dazu ein, in der Straße Tampellan esplanadi das höchste Fabrikrohr der Stadt (104 Meter) zu bewundern, entlang der früher von Ingenieuren und Direktoren bewohnten Holzvillen zu flanieren oder dem Museumszentrum Vapriikki einen Besuch abzustatten. Unter einem Dach findest du hier spannende Museen für die ganze Familie: das finnische Spielmuseum, das Postmuseum, das Naturhistorische Museum von Tampere, die finnische Eishockey Hall of Fame und einiges mehr.
3. Die größte überdachte Markthalle des Nordens
Direkt an der Hauptstraße, der Hämeenkatu, im Herzen der Stadt gelegen, lädt dich die Markthalle von Tampere zu einer Entdeckungstour mit allen Sinnen ein. 1901 eröffnet, ist sie ein Sinnbild der Handelsstadt Tampere. Bis heute gilt die aus Stahl und Ziegeln erbaute Halle als größte überdachte Markthalle in den nordischen Ländern.
Mehr als 30 Anbieter sorgen für eine hervorragende Auswahl an hochwertigen Produkten, verbunden mit einer einzigartigen Atmosphäre und freundlichem Service. Ob fangfrischer Fisch, lokal produziertes Fleisch, Käse, Bio-Gemüse oder Backwaren – die Markthalle von Tampere ist ein Paradies für Feinschmecker. Restaurants und Cafés laden zu kleinen Verwöhnmomenten ein.
4. Das Arbeiterwohnungen-Museum Amuri
Das erste Arbeiterviertel Finnlands, Amuri in Tampere, war einst Heimat von 5000 Menschen. Nur einer der historischen, aus Holzhäusern bestehenden Blöcke ist bis heute existent. Er wurde zu einem außergewöhnlichen Museum umfunktioniert, in dem du eine spannende Zeitreise unternehmen kannst.
Das Arbeiterwohnungen-Museum Amuri zeigt dir auf anschauliche Weise den Lebensstil und die Lebensbedingungen der Arbeiterklasse in den Jahren 1880 bis 1970. Neben Einblicken in Wohnungen aus verschiedenen Epochen erhältst du im Rahmen eines Rundgangs Einblicke in eine Bäckerei aus den 1930er Jahren, einen Laden aus den 1940er Jahren und eine traditionelle Gemeinschaftssauna. Das Café Amurin Helmi serviert Frühstück, Lunch und Leckereien aus der eigenen Bäckerei.
5. Das Holzhausviertel Pispala
Als ehemaliges Wohnquartier der Arbeiterklasse ist Pispala eng verbunden mit der Industriekultur in Tampere. Heute gilt das vielleicht schönste Viertel der Stadt mit seinen farbenfrohen Holzhäusern als besonders begehrtes und daher entsprechend hochpreisiges Wohngebiet. Landschaftlich reizvoll auf dem Pyynikki-Bergrücken gelegen, kannst du fantastische Ausblicke auf die beiden großen Seen Näsijärvi und Pyhäjärvi genießen.
Pispala hat sich bis heute seinen ursprünglichen Charme bewahrt. Das Viertel strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Mit seinen grünen Gärten und Treppen bietet es sich prima für Spaziergänge und Joggingrunden an. Neben dem Café Pispala und dem Restaurant Pispalan Pulteri begrüßt dich Rajaportti, die älteste noch in Betrieb befindliche öffentliche Sauna Finnlands, und lädt dich zum Schwitzen ein.
6. Das Forssa-Museum & Pattern Centre
In der Kleinstadt Forssa gab es seit 1861 die erste Textildruckerei Finnlands. Die bunten Muster von Finlayson eroberten die Welt im Sturm. Obwohl die Maschinen an diesem Standort inzwischen stillstehen, lebt die Textiltradition in den roten Backsteinbauten auf dem Spinning Mill Area und Kehräämö-Areal weiter. Die Spinnerei und Weberei von Forssa sind geschichtsträchtige Orte.
Besuche das Forssa-Museum, um Einblicke in die Industriekultur der Stadt zu erhalten. Ein besonderes Highlight ist das Pattern Centre, das die Geschichte des finnischen Textildrucks auf anschauliche Weise erzählt. Die Ausstellung lädt zum Anfassen, Fühlen und Ausprobieren ein. Und wer möchte, kann im Shop nach alter Tradition von Hand bedruckte Stoffe als Souvenir mit nach Hause nehmen. Museum und Pattern Centre sind Teil der Europäische Route der Industriekultur.
7. Glas und Design in Iittala und Riihimäki
Der Werkstoff Glas hat in der Region Häme eine große Tradition. Im gleichnamigen Dorf ist die weltweit beliebte Marke Iittala zu Hause. Bis heute werden hier Vasen, Schalen und Gläser in Handarbeit gefertigt. Besuche das Iittala Village, um die Kunst des Glasblasens mit deinen eigenen Augen zu bewundern. Designmuseum, Outlet und Boutiquen zählen ebenfalls zu den Highlights auf dem Gelände.
Ein weiteres Zentrum der Industriekultur ist Riihimäki, einst als Kristallstadt international bekannt. Das Glashandwerk ist hier bis heute lebendig. So kannst du im Glasstudio Mafka & Alakoski den Glasbläsern bei der Arbeit zusehen. Auch bei Lasismi ist ein Besuch möglich. Das finnische Glasmuseum in Riihimäki gewährt tiefergehende Einblicke.
8. Die Sibelius-Halle in Lahti
Die Sibelius-Halle in Lahti im südlichen finnischen Seengebiet kombiniert Industriekultur mit moderner Holzarchitektur. Durch die Einbindung eines 1907 erbauten alten Sägewerkes erhält die Sibelius-Halle eine besondere Note. Die nach Finnlands berühmtesten Komponisten Jean Sibelius benannte Konzert- und Kongresshalle liegt wunderschön an der Uferpromenade am See Vesijärvi, wo sie im Frühjahr 2000 eröffnet wurde.
1250 Besucher können in der Halle den Darbietungen nationaler und internationaler Künstler lauschen. Aufgrund ihrer herausragenden Akustik genießt die Halle einen ausgezeichneten Ruf. Hinter den Glasfassaden verbirgt sich das größte in den letzten hundert Jahren in Finnland erbaute öffentliche Gebäude aus Holz. Die Sibelius-Halle ist Heimat des Orchesters Sinfonia Lahti.
9. Das Erlebnismuseum Malva in Lahti
Malva ist ein Erlebnismuseum für die ganze Familie in Lahti, das eindrucksvoll beweist, wie historische Industriekultur zu einem lebendigen Ort für Liebhaber von Kunst, Design und Kultur werden kann. Im Frühjahr 2022 wurde Malva auf dem Malski-Areal, einem ehemaligen Brauereigelände, eröffnet.
Besuche Malva und finde heraus, dass ein Museum für Bildende Kunst keineswegs langweilig sein muss. Malva richtet sich an erfahrene Museumsgänger und Kulturliebhaber gleichermaßen wie an Familien mit Kindern und Einsteiger. Zum ganzheitlichen Erlebnis gehören Museumsshop, Brauerei-Pub, Restaurant und Café.
10. Die Eisenhütte Möhkö in Ilomantsi
In Möhkö, dem zu Ilomantsi gehörenden östlichsten Dorf Finnlands, erwartet dich ein Ausflugsziel für die ganze Familie. Am Koitajoki-Fluss, umgeben von den malerischen Landschaften Nordkareliens, wurde einst eine Eisenhütte errichtet, um Sumpferz und eine Art Eisenerz abzubauen.
Heute kannst du über das parkähnliche Gelände spazieren, das immer noch einen Hauch von Industriekultur versprüht, die historischen Gebäude und militärhistorische Objekte besichtigen, ein Arboretum besuchen oder die Schönheit der Natur des finnischen Seengebiets an den Lotinankoski-Stromschnellen bewundern. Das Kanalsystem auf dem Gelände wurde von der Museumsstiftung restauriert. Der ehemalige Lastkahn Manta beherbergt heute ein Café.